
In Zentrum von Sol de Primavera und in den verschiedenen Quartieren haben wir beobachtet, dass die Frauen in der Gesellschaft einen besonderen Platz einnehmen. Die Last der informellen Aufgaben wie Hausarbeit, familiäre Organisation oder Kindererziehung übernehmen zu einem grossen Teil die Frauen. Dies tun sie oft nebenbei, da ihr Tag sonst schon gefüllt ist – die meisten dieser Frauen arbeiten zudem als Verkäuferinnen auf den Strassen Quitos. Hinzu kommt, dass der Machismus in der ecuadorianischen weit verbreitet ist und die Frauen oft genderbezogener Gewalt ausgesetzt sind. Sehr viele Frauen haben in ihrem Leben schon sexuelle und/oder häusliche Gewalt erfahren. Das führt dazu, dass sie in Angst leben, wenig Selbstbewusstsein haben oder an Depressionen leiden.
Diese Beobachtungen haben uns dazu erwogen, ein neues Teilprojekt zu entwickeln, welches spezifisch diesen Teil der Bevölkerung in den Blick nimmt: Jugendliche und Frauen zwischen 13 und 50 Jahren, welche in den beschriebenen Situationen leben.
Das Projekt „Urban gardening“ verfolgt mehrere Ziele. Zu diesen gehören das Überdenken von Gewohnheiten und Geschlechterrollen, die Förderung von Gleichberechtigung, die Entwicklung neuer Perspektiven und Rollenbilder sowie die Arbeit an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.
Um diese Ziele zu erreichen, wurden in den betroffenen Quartieren die Bedürfnisse erhoben. Im Verlauf dieses Prozesses ist bei den beteiligten Frauen die Lust aufgetaucht, gemeinsam einen städtischen Garten zu kreieren. Der Garten wird in der ersten Phase von Sol de Primavera begleitet sein. Die Frauen werden somit nicht nur die Möglichkeit haben, ihr Wissen im Gartenbau zu erweitern, sondern es wird auch ein Ort geschaffen, an dem sie sich treffen und über Genderfragen austauschen können. Nicht zuletzt trägt das selbst gezogene Gemüse zu einer gesunden Ernährung der ganzen Familie bei und entlastet das Haushaltsbudget. Zu einem späteren Zeitpunkt wünschen wir uns, dass die Frauen – bereichert durch die neuen Erfahrungen – ihr Wissen in ihren Alltag einbringen und vielleicht ihren eigenen städtischen Garten entwickeln können.
